Dr. Wolfgang Leupold

Prüfer für russische und sowjetische Philatelie

Multilaterale Philatelistische Ausstellung ODESSAPHILEX – 2018

Vom 26. – 30. September 2018 fand zum vierten Male eine nationale Ausstellung mit internationaler Beteiligung in der Marine Galerie im Odessaer Hafen unmittelbar an der ukrainischen Schwarzmeerküste statt. Die Aussteller kamen neben der Ukraine aus den Nachbarländern Russland, Weißrussland und Moldawien sowie aus Bulgarien, Polen, Israel und Deutschland.

Bild 1: Gemeinsam mit Repräsentanten der Ukrainischen Post eröffnet der Präsident des Ukrainischen Philatelistenverbandes, Dmitry Frenkel, die Ausstellung

Mich als BDPh-Kommissar überraschte das große Interesse der Medien. Mehrere Fernsehstationen, Rundfunk und Presse waren zur Eröffnungsveranstaltung gekommen und berichteten danach sehr ausführlich über die Ausstellung.

Die Ausstellung stand unter dem Thema 100. Jahrestag der Ausgabe der ersten Ukrainischen Briefmarken. Auf der Titelseite des Ausstellungskatalogs war der Brief mit dem wahrscheinlich frühesten Stempeldatum der Marken zu sehen (Bild 2). Das Original  zeigte Peter Borukhovich in seinem Exponat „Ukraine 1918. Die Dreizackaufdrucke auf Marken des Zarenreichs“ (Bild 3).

Bild 2: Titelseite des Ausstellungskatalogs mit den ersten Marken der Ukraine

Bild 3: Petr Borukhovich vor seinem Exponat  im Fernsehinterview

Die Organisatoren der Ausstellung hatten bei der Ukrainischen Post eine Individualmarke mit dem Logo der Ausstellung in Auftrag gegeben, die dem Porto eines Inlandbriefes entsprach. Für einen Auslandsbrief waren vier Marken +  Zusatzfrankatur erforderlich (Bild 4). Wie zu alten Zeiten sah ich viele begeisterte Sammler (Bild 5), die Stapel von Briefen an Freunde unseres Hobbys versendeten.

Bild 4: Postkarte mit einem Viererblock der Individualmarke mit dem Logo der Ausstellung

Bild 5: Begeisterter Sammler

Auf der Ausstellung waren 109 Exponate aller Wettbewerbsklassen zu sehen, die von einer fachkundigen Jury nach FIP-Reglement bewertet wurden. Einen Schwerpunkt der Ausstellung bildeten natürlich Exponate der Sammelgebiete Osteuropas. Ich kann mich nicht erinnern, schon einmal so viel großartige Exponate unseres Sammelgebiets an einem Ort gesehen zu haben. Allen voran die Exponate im Ehrenhof von Dmitry Frenkel, „Die Luftpostmarken der RSFSR und UdSSR 1923-1940“, „Internationale Luftpost Russlands, der RSFSR und UdSSR 1870-1941“, „Tauschkontrollmarken der RSFSR und UdSSR 1922-1941“, „Expresszustellung im Russischen Reich, der RSFSR und UdSSR 1828-1932“. Dazu das Exponat von Denis Tsitkov über die Geschichte der Schiffspost im Schwarzen Meer 1843-1914 und vom Jurymitglied Michael Kramarenko über die Russische Post im Nahen Osten. Im Wettbewerb zeigte der Moskauer Sammler Konstantin Filobok „Karpaten-Ukraine“, Igor Ryss „Die Postgeschichte von Weißrussland 1778-1923“, Igor Semenov „Die Postgeschichte von Odessa 1798-1900“, Juri Khripkov „Feldpost und Militärzensur in Russland 1914-1918“, Galyna Filonova die „Posttarife auf dem Ukrainischen Territorium 1918-1922“, Sergey Tkatschenko „Sowjetische Militärzensur 1939-1949“ usw.

Bild 6: Fachsimpeln an den Ausstellungsrahmen

Auch für Sammler der modernen Philatelie gab es viel zu sehen. Beispielsweise das Exponat von Joseph Lubinin „Provisorische Ausgaben der Ukraine 1992-1995“ und von Anatoly Mitsak „Provisorien der Region Iwano-Frankowsk 1992-95“, dazu  die Provisorien der Karpatenregion und der Bukovina 1992-1994, Belege mit Freimarken der Ukraine 1992-2917 usw. Man hatte mindestens zwei Tage zu tun, um die wichtigsten Exponate anzusehen.

Bild 7: Juroren und Kommissare der Ausstellung vor der FEPA-Flagge

Den hohen Stellenwert der Ausstellung unterstreicht die offizielle Recognation durch die Föderation der Europäischen Philatelistenverbände FEPA, vor deren Flagge wir auf Bild 7 die Juroren und Kommissare der Ausstellung sehen.

Traditionell waren die Exponatgestalter am Sonnabendabend zum Palmares eingeladen, auf dem wir mit Ukrainischen Köstlichkeiten bewirtet wurden. Das Exponat unseres ARGE-Mitglieds Bernward Schubert über die Posttarife des Zarenreichs 1889-1914 erhielt eine Goldmedaille – herzlichen Gratulation!

Nicht wenig erstaunt wurde ich als letzter auf die Bühne gerufen und erhielt für mein neu gestaltetes Exponat „Inflation in Sowjetrussland“ den Großen Preis der Ausstellung.

 

Bild 8: Dmitry Frenkel übergibt den Grand Prix der Ausstellung an Dr. Leupold

Bild 9: Medaille der Ausstellung mit den ersten Briefmarken der Ukraine

Es ist schade, dass kein weiteres ARGE-Mitglied die Möglichkeit nutzte, mit nach Odessa zu fahren. Eventuelle Bedenken wegen militärischen Auseinandersetzungen im Donbass sind völlig unbegründet, dieser ist mehr als 500 km von Odessa entfernt.

Die Tage der Ausstellung reichten nicht aus, die Sehendwürdigkeiten der berühmten Hafenstadt am Schwarzen Meer zu besichtigen. Das vor wenigen Jahren renovierte Opernhaus steht in seiner Schönheit der Wiener Oper kaum nach. Uns begeisterten die Odessaer Künstler diesmal mit Tschaikowskis Pique Dam.

Am letzten Tag der Ausstellung fand wie üblich auch eine große Briefmarkenbörse mit Sammlern und Händlern aus der ganzen Ukraine statt, auf der ich einiges Geld ausgab. Ein tolles Erlebnis. Hoffen wir auf eine Einladung deutscher Aussteller zur nächsten ODESSA PHILEX in zwei Jahren

Der nachfolgende Fernsehbeitrag gibt einen guten Eindruck über die Ausstellung >>>